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Februar 08, 2020 4 min Lesezeit
Während meiner einmonatigen Reise nach Myanmar 2014 hatte ich Gelegenheit, bei einer Trekking-Tour die abgelegenen Teeanbaugebiete im Norden des Landes zu besuchen.
Myanmar, früher Burma genannt, war für lange Zeit unter einer Militärdiktatur praktisch von der Außenwelt abgeschlossen und hat erst mit einem Regierungswechsel 2011 nach und nach die Tore für Reisende aus aller Welt geöffnet. Hier findet man atemberaubende, hierzulande noch relativ unbekannte Sehenswürdigkeiten wie die Tempelstadt Bagan, manch einem vielleicht bekannt aus dem Dokumentarfilm "Samsara" von 2011. Im Allgemeinen wird Myanmar auch als das Land der goldenen Pagoden bezeichnet, denn nirgends gibt es eine höhere Dichte an Tempeln als hier. Dabei beeindruckt vor allem die 100 m hohe, komplett vergoldete Shwedagon Pagode in Myanmars größter Stadt Yangon. Das Land und die Kultur sind noch sehr ursprünglich und praktisch ohne äußere Einflüsse. Man wird sehr freundlich empfangen und viele Menschen sind nach der langen Isolation Fremden gegenüber ungeheuer neugierig. Eine Reise nach Myanmar würde ich deshalb als bewusstseinserweiternde und bereichernde Erfahrung bezeichnen.
Bagan – Tempel bis zum Horizont, Heißluftballons starten in den Sonnenaufgang.
Die mit unglaublichen 60 t Gold bestückte Shwedagon-Pagode in Yangon.
Unsere Trekking-Guides nähern sich einem Bergdorf im nördlichen Shan-Staat.
Eines der Highlights meiner Reise war eine dreitägige Trekking-Tour zu Bergdörfern im Norden des Landes. Der nördliche Shan-Staat ist eine bergige Region mit subtropisch-tropischem Klima und bietet optimale Bedingungen für das Wachstum von Tee. So stellt Teeanbau in diesem Gebiet die Haupteinnahmequelle der Dörfer dar und praktisch jeder Haushalt lebt davon. Neben dem Teeanbau sind die Familien Selbstversorger und halten sich einige Nutztiere und bauen etwas Gemüse an. Jede Familie hat ihre eigene Teeplantage, Großunternehmen gibt es nicht. Die Bezeichnung Teeplantage ist dabei allerdings mit Vorsicht zu verwenden: Im Gegensatz zu den geraden, heckenförmigen Teeplantagen, die einem sonst bekannt sind, wuchern hier einzelne Teesträucher fast wie verwildert an den Berghängen.
Die gewöhnungsbedürftigen burmesischen „Teeplantagen“. Wild wuchern einzelne Teesträucher an den Berghängen.
Einzelner Tee-Strauch kurz vor der Ernte.
Bei der Ernte des Tees von den Plantagen hilft meist die ganze Familie mit. Es gibt zwar Schulen, doch das nimmt hier niemand so genau, so sieht man während der Erntezeit oft Kinder, die mit ihrer Familie Tee ernten. Bei der täglichen Arbeit im familiären Umfeld herrscht eine sehr relaxte Atmosphäre, wobei nicht zuletzt die starke buddhistische Prägung des Landes eine Rolle spielt.
Eine willkommene Abwechslung im Arbeitsalltag sind selbstverständlich westliche Reisende auf Trekkingtour. Besonders die Kinder lassen meist alles stehen und liegen und kommen angerannt, um die merkwürdigen Neuankömmlinge zu begutachten. Auch in Dörfern sorgte unser Eintreffen für Aufsehen und es kam nicht selten vor, dass wir auf eine Tasse Tee eingeladen wurden, was wir nach stundenlangem Trekking durch die Berge auch dankend annahmen.
Bei der täglichen Ernte hilft meist die ganze Familie mit.
Abends wird der geerntete Tee des Tages direkt zu Grüntee weiterverarbeitet. Die Prozessierung zu Grüntee umfasst im Wesentlichen drei Schritte: Erhitzen, Rollen und Trocknen. Hierbei wird zunächst in einem Ofen ein Feuer geschürt, mit dessen Hitze Wasser zum verdunsten gebracht wird. In diesem Wasserdampf wird der geerntete Tee stark erhitzt. Die Dampferhitzung dient dem Zweck, die bei Schwarztee übliche Fermentierung zu unterbrechen. Dadurch bleiben dem Grüntee ein Großteil seiner Bitterstoffe und das für die grüne Farbe verantwortliche Chlorophyll erhalten.
Die tägliche Tee-Ausbeute wird abends direkt per Dampferhitzung weiterverarbeitet.
Anschließend wird der erhitzte Tee auf einem Tisch ausgebreitet und sobald er etwas abgekühlt ist von den geschickten Shan-Frauen per Hand gerollt. Jede Frau nimmt dabei ein paar Handvoll Teeblätter und rollt diese mit kräftigen Handbewegungen auf dem Tisch. Durch die dabei verursachte Reibung werden die Blattstrukturen aufgebrochen und die Inhaltsstoffe können sich beim späteren Aufguss des Tees gut ausbreiten.
Anschließend rollen die Shan-Frauen den erhitzten Tee mit geschickten Handbewegungen.
Danach werden die Teeblätter auf Matten zum Trocknen ausgebreitet. Das Trocknen dient zur Konservierung des Tees. Nach dem Trocknen ist der Grüntee fertig und kann in eines der vielen Teehäuser geliefert werden. So bekam ich nach wochenlangem Grünteegenuss in Teehäusern im ganzen Land endlich einen Einblick, woher dieser Tee stammt.
Der verarbeitete Tee wird auf Matten zum Trocknen ausgebreitet und ist danach fertig für den Gebrauch.
Es waren unvergessliche Erlebnisse mit Menschen, in deren Leben Tee eine so zentrale Rolle spielt. Leider kommt es in diesem Gebiet immer wieder zu bewaffneten Unruhen zwischen Rebellen und der burmesischen Armee. Auf meine Frage, welche dieser beiden Parteien die Dorfbewohner unterstützten antwortete unser Guide prompt: Sie mögen weder die Armee noch die Rebellen... Sie mögen Tee. Hier wird einmal mehr die Liebe/das innige Verhältnis dieser Menschen zum Tee deutlich.
Author: Marcel Lackner
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